Am 11. Juni wäre der oberösterreichische Künstler Matthäus Fellinger hundert Jahre alt geworden. Zu diesem Anlass soll eine kleine Ausstellung, die an seinem Geburtstag, dem 11, Juni 2024 eröffnet wird, einen Einblick in das Schaffen des Malers und Keramikers geben, noch mehr aber seine Person in Erinnerung rufen.
Matthäus Fellinger zeichnet eine besondere Biographie aus: Nach dem frühen Tod seines Vaters im Alter von drei Jahren wuchs er mit seinen drei Geschwistern in ärmlichen Verhältnissen in Zipf, im Innviertel, auf. Er war ein lebensfroher, witziger und musikalischer Bub. Mit 15 Jahren wurde er aus dem geselligen Leben gerissen. Über Nacht wurde er auf Grund einer Hirnhautentzündung völlig gehörlos. In der ihm auferlegten Einsamkeit begann er zu zeichnen und zu malen. In der Keramikmalerei in Gmunden wurde er von einem Professor der Kunstakademie Wien als besonderes Talent wahrgenommen. Er konnte ihn überzeugen, das Studium an der Kunstakademie zu beginnen. Von 1946 bis 1952 studierte Matthäus Fellinger unter schwierigen Umständen an der Akademie für angewandte Künste Malerei, anschließend in Linz Keramik.
Anfänge in einem ehemaligen Stall
In einem aufgelassenen Stall in Schenkenfelden, der der Tante seiner geliebten Ehefrau Gertraud gehörte, begann er an der Töpferscheibe seine künstlerische Laufbahn im Erstellen von Andenken für den aufkeimenden Tourismus. Bis er wieder entdeckt und gefördert wurde. Größere Aufträge folgten bis hin zu großen Werken, wie etwa das große Keramikwerk „Die vier Jahreszeiten“ in der oberösterreichischen Landwirtschaftskammer (1978), ein Mosaik für die VOEST in München, die große Wandskulptur aus Marmor im Linzer Rathaus oder das Keramikrelief in Norden-Norddeich in Ostfriesland, um nur einige wenige zu nennen. Daneben war die Landschaftsmalerei die große Leidenschaft von Matthäus Fellinger. Er tauchte ganz in das Motiv ein – auch unter frostigsten Verhältnissen- um sein Wesen im Augenblick des Schaffens zu erfassen und wiederzugeben.
Drei Ausstellungen paralell
Einige seiner Bilder werden neben Gefäßkeramik und Fotos von großen Werken ab dem 11. Juni 24 im mük in Freistadt zu betrachten sein. Parallel dazu werden weitere Bilder im Hinterglasmuseum in Sandl und in der Lebenswelt Schenkenfelden ausgestellt werden. Schenkenfelden war der Beginn seines Schaffens. In der Lebens- und Arbeitswelt Schenkenfelden, eine Einrichtung für mehrfach eingeschränkte gehörlose Menschen im Rahmen einer sozialmedizinischen Ambulanz des Spitals der Barmherzigen Brüder Linz unter der Leitung seines Sohnes Prim. Johannes Fellinger, sind seine Spuren festzustellen. Am Ende seiner Schaffenskraft widmete sich Matthäus Fellinger sozialen Projekten. Durch seine Biographie und seine vertrauensvolle Persönlichkeit machte er Menschen in schwierigen Lebensbedingungen Mut.
In Sandl verbrachte die Familie Fellinger ihre Sommer. Die Söhne Stefan und Markus haben dort jetzt ihren Haupt- bzw. Nebenwohnsitz. In der Reisingermühle hatte Matthäus Fellinger eine Werkstätte, wo nunmehr seine erste Töpferscheibe untergebracht ist.
Matthäus Fellinger zu gedenken bedeutet ein Stück Mühlviertler Kunstgeschichte wach zu halten und mehr noch: sich von seiner Persönlichkeit mit Zuversicht anstecken zu lassen.
Markus Fellinger, im Feb 2024