Nachhaltigkeit ist im mük ein ständiges Thema. Daher haben wir uns entschlossen, uns für den ersten Landespreis für Nachhaltigkeit FERONIA zu bewerben.
Hier informieren wir gerne über unsere Argumente:
Wo sehen Sie beim Thema Nachhaltigkeit die größten Herausforderungen für Ihre Organisation? Wurden diesbezüglich strategische Ziele oder Richtlinien definiert?
Kunsthandwerk und Kunst als kulturelle Nahversorger im Mühlviertel zu stärken und vor den Vorhang zu holen, ist das Vereinsziel von Mühlviertel Kreativ (Gründung im Jahr 2012). Als das Kernteam des Vereins beschloss, ein eigenes Haus als Bühne für die Präsentation der vielfältigen Werke der Mitglieder zu schaffen, war die Suche nach der Örtlichkeit ein entscheidender Diskussionsanstoß zum Thema der Nachhaltigkeit dieser Entscheidung. Im Oktober 2016 wurde das mük eröffnet mit einem Verkaufsladen für Kunsthandwerk, Kunst & Kulinarik aus dem Mühlviertel, einer Galerie für Ausstellungen und Räumlichkeiten für Seminare und Workshops. Dabei wurden folgende Überlegungen umgesetzt:
Erstens: Wir wollten ein bestehendes Gebäude nutzen – das nunmehrige mük befindet sich in der Altstadt von Freistadt, Samtgasse 4. Das Haus stand vor der Anmietung bereits seit mehr als 10 Jahren leer!
Zweitens: Wir wollten bei der Einrichtung / Gestaltung des Hauses auf gebrauchte Gegenstände zurückgreifen. Das dreistöckige Haus wurde daher überwiegend mit Vintage-Möbeln von Dachböden und Wohnungsräumungen eingerichtet. Auch beim Abbau einer Schuleinrichtung in Freistadt durften wir uns bedienen.
Drittens: Wir wollten mit dem Kunsthandwerkshaus keinen „Zuschussbetrieb“ schaffen. Daher wurde die gesamte Organisation darauf ausgerichtet, dass der laufende Betrieb mit Ausstellungen, Verkauf, Workshops und Kulturveranstaltungen kostendeckend ist. Sehr wohl werden aber für einzelne Projekte Fördermöglichkeiten (LEADER etc.) genutzt.
Wurden Maßnahmen zur Steigerung der Nachhaltigkeit beschlossen, wenn ja welche?
Im täglichen Betrieb des mük stellte sich rasch heraus, dass das Thema Verpackung ein ganz wesentlicher Bereich ist, bei dem das mük Maßnahmen zur Nachhaltigkeit setzen kann. Wir verwenden für die Verpackung der von Kund*innen erworbenen Kunsthandwerksgegenständen Notenpapier-Fehldrucke aus einer Druckerei, gebrauchte Kartons, aus Restwolle gehäkelte Schnüre und aus alten Plakaten genähte Taschen und Kuverts.
Außerdem verwendet das mük für alle Werbemittel (Folder, Karten) FSC-zertifiziertes Papier.
Wie sieht der Umsetzungsstand aus? Sind weitere Maßnahmen in Zukunft geplant?
Ein Thema, das wir im mük in Zukunft noch stärker in den Fokus stellen wollen, ist das Thema Upcycling im Kunst- und Kunsthandwerksbereich. Bereits jetzt bekennen sich etliche Mitglieder zur Verwendung von gebrauchten Materialien in ihren künstlerischen und kunsthandwerklichen Werken. Vorhandenes zu nutzen, Naturmaterialien zu verwenden und diese möglichst umweltschonend zu verarbeiten soll im künstlerischen und kunsthandwerklichen Schaffen eine grundsätzliche Überlegung werden. Genauso wie das handwerkliche Können wird das verwendete Material eine Rolle spielen, ob Kunsthandwerksgegenstände eine lange „Lebenszeit“ haben und über Generationen hinweg Freude bereiten können.
Welchen Beitrag leistet Ihr Unternehmen/Produkt/Projekt zur Lösung der von Ihnen angeführten Herausforderungen?
2022 wurden erstmals die „Upcycling Tage“ im mük durchgeführt. Wir stellten den Monat Februar unter dieses Thema mit Workshops und einem Materialflohmarkt für Kunsthandwerk und Kunst.
2023 wird dieser Ansatz weiter verdichtet. Zu den Workshops kommt die Ausdehnung des Flohmarktes auf den ganzen Monat Februar. Der Zugang soll damit noch niederschwelliger, ohne zeitliche Einschränkung (zu den Öffnungszeiten des mük) erfolgen. Tauschen und kaufen ist die Devise – so können Besucher*innen auch ihre nicht mehr genutzten Handwerksmaterialien bringen und gegen andere Dinge aus dem Materialflohmarkt eintauschen.
Da das Thema Kulinarik ebenfalls im mük verankert ist, gibt es seit einigen Wochen nun auch einen dauerhaften Kuchbuch-Flohmarkt im mük, bei dem gebrauchte Kochbücher gegen eine Spende entnommen oder einfach getauscht werden können.
Gibt es messbare direkte und indirekte Auswirkungen der von Ihnen angeführten Projekte/Produkte? Welche künftigen Verbesserungen/Auswirkungen sind zu erwarten?
Dass im mük das Thema „Wiederverwertung / Upcycling“ gelebt wird, hat sich bereits herumgesprochen. Wir werden aktiv mit Materialien wie Stoffe, Knöpfe etc. von Menschen beliefert, die ihre Bestände auflösen wollen. Diese Materialspenden werden direkt an unsere Mitglieder zur Weiterverwendung bereitgestellt, bzw. beim Materialflohmarkt im Februar allgemein angeboten.
Aus den Rückmeldungen der „Spender*innen“ wissen wir, dass diese sehr froh darüber sind, dass ihre Bestände weiterverarbeitet und damit geschätzt werden und nicht im Müll landen müssen.
Ermöglichen Sie Ihrer Kundschaft, Lieferunternehmen und Investierenden sich beim Thema Nachhaltigkeit einzubringen? Inwiefern werden Beschäftigte bei Maßnahmen eingebunden?
Kund*innen werden durch die Verwendung unserer Vintage-Verpackungen bei jedem Einkauf konkret auf die Überlegung dahinter (nachhaltiger Umgang mit wertvollen Ressourcen) aufmerksam gemacht und das wiederum wird sehr positiv aufgenommen.
Bei Veranstaltungen im Haus werden Besucher*innen mit dem typischen mük-Mobiliar (alte Stühle, Tische, Lampen etc.) konfrontiert und die Anmerkungen dazu sind durch die Bank positiv. Es wird geschätzt, dass wir zu neuem Glanz bringen, was andernorts weggeworfen wird.
Das Thema Nachhaltigkeit ist bei den Bediensteten des mük bereits so stark verankert, dass regelmäßig neue Vorschläge kommen, was noch umgesetzt werden könnte – von der Verwendung umweltfreundlicher Reinigungsmittel bis zur Umrüstung der gesamten Leuchtmittel im Haus auf LED.
Wie nehmen Sie Ihre Verantwortung in der Lieferkette wahr?
Diese Frage ist im mük sehr einfach zu beantworten: Alles, was im mük zum Verkauf angeboten oder in Ausstellungen gezeigt wird, stammt aus Werkstätten im Mühlviertel oder Ateliers in der näheren Umgebung.