Manche Kunstwerke muss man einfach angreifen, weil ihre Ästhetik in Farbe und Gestaltung so vollkommen erscheint, dass man wissen muss, wie sich die Haptik dazu anfühlt. Genauso geht es einem bei der Textilkunst von Nicoletta Weingartner. Soviel sei verraten, es fühlt sich genauso fein an, wie die Optik es vermuten lässt.
Die etwas später Berufene
Gestartet hat Nicoletta Weingartner ihr Berufsleben nach der Matura in Perg und der Ausbildung als Physiotherapeutin mit viel Engagement in verschiedenen medizinischen Institutionen und in Altenheimen. Parallel und schließlich zeitversetzt kam die intensive Phase des Mutterseins mit Alexandra, Gabriela und Wolfram. Die Bewegung war und ist ihr Leben ebenso wie die Liebe zur Ästhetik – also startete sie als „Spätberufene“ am Institut für Textil/Kunst & Design der Linzer Kunstuniversität eine Ausbildung. Mit ihrem Talent gelang es ihr Stipendien an der Sommerakademie Salzburg (Maria Blaisse) und an der Sommerakademie Traunkirchen (Tone Fink) zu erlangen. Ihr Studium beendete sie mit dem Bachelor of Arts mit Auszeichnung.
Zweidimensional…
… in jeder Hinsicht könnte als Motto für die Kunstwerke von Nicoletta Weingartner stehen. Sie liebt es, den Dingen eine Mehrfachfunktion zu geben. Sie strickt und filzt und verbindet auch beide Techniken miteinander. Ihre Filzarbeiten aus Wolle und Seidengewebe sind Raumteiler, Wandbilder, können aber auch als Bilder für den Körper verwendet werden. Ihre Dreieckschals lassen sich mit wenigen Handgriffen zu interessanten Oberteilen drapieren. Ihre Riesenloops sind Umhang, Schal oder Kopfbedeckung, je nach Lust und Laune der Trägerin. Und meistens gibt es keine „schöne“ Seite bei ihren Textilien, ganz einfach weil beide Seiten jeweils für sich ein kleines Kunstwerk sind.
Alte Technik, neue Ideen
Vor 30 bis 40 Jahren standen sie in gar nicht so wenig Haushalten – Strickmaschinen, und wer sie jemals bedient hat, weiß, dass man schon ein spezielles Händchen dazu benötigte, um zum gewünschten Ergebnis zu kommen. Nicoletta hat sich ein paar von solchen Maschinen zugelegt, um ihre ganz speziellen Werke darauf entstehen zu lassen, denn zweidimensional reicht ihr eigentlich nicht. Strick in „3-D“ ist ihr Ehrgeiz, was ihr bereits hervorragend gelingt. „Ich habe halt einen Hang zum Experimentellen“, meint sie. „Sehr erfolgreich“, so meinen wir.